Werries im Wandel der Jahrhunderte. Band 1
So war es in den ersten Jahren nach dem ende des ersten Weltkriegs fast schon Unmöglich für die Kirche geworden, einen neuen Vikar für die neue Stellen zu Finden.
Aber man hatte Glück. Nach langen Suchen fand man einen jungen Vikar aus dem Ruhrgebiet der bereit war erstmal als Stellvertreter des Pfarrers in die Gemeinde Mark zu kommen. Schon Anfang Dezember 1919 wurde er der Gemeinde Vorgestellt. Mit der Eiführung des Vikars in die Kirchengemeinde gab es einige Neuerungen.
Ab diesen Zeitpunkt gab es an den Sonntagen zwei Gottesdienste. Man hatte aus den Vorfall einige Wochen vorher gelernt.

So hielt der Vikar den Frühgottesdienst und der Pfarrer einen weiteren zwei Stunden später ab. Was man den neuen Vikar nicht gesagt hatte, das die Kirche schon Morgen einige Hundert Gläubige sich auf den Weg machen würden, um gemeinsam Gottesdienst zu Feiern.
Vor allen am Heiligen Abend drohte die Kirche in der Mark vor lauter Gläubigen zu Platzen.
Schon vorher gab es an diesen Tag bereits zwei Gottesdienste aber der Platz in der Kirche reichte bei weiten nicht aus. So musste so mancher Warten bis die Glocken zur zweiten Messe läuteten. Aber auch zur zweiten Messe kamen so viele, das manch einer keinen Platz bekam und wieder Umkehren musste. Aus diesen Grund wurde an diesen Tag noch eine weitere Messe gelesen. Diese wurde um Mitternacht gehalten. Diese hielt der Vikar vor immer noch gut 100 Gläubigen.

5.) 1919 hatte das Presbyterium der Kirchengemeinde Mark für Werries eine Gemeindeschwester erbeten. Hier hatte es Glück.

Schwester Alwine Meier kam vom Diakonissenmutterhaus Witten. Sie passte gut nach Werries, arbeitete wie ein Pferd, pflegte Kranke, machte Nachtwachen bei Sterbenden, kümmerte sich um Hygiene und Sauberkeit in den Häusern und leitete die Jungfrauengruppe. Sie wusste auch ihr Wort zu machen und redete alles sehr direkt und offen an, so dass auch die Menschen, die oft durch die unbeschreibliche Armut resignierten, sie gut verstehen konnten. Sie wurde sehr alt und bekam bis ins hohe Alter noch Besuch aus der Gemeinde im Feierabendhaus der Schwestern in Witten, obwohl sie schon 1924 vom Mutterhaus abgerufen worden war.

Lange liefen noch manche Geschichten von ihr um. Zwei sollen kurz erzählt werden. Hie und da rollte sie in einem ganz verdreckten Haus mit Schrubber und Eimer an. Sie ließ alle stramm stehen und brachte die Betroffenen mit in Trapp. Sie hinterließ nach einem Volleinsatz eine saubere, aber für die Bewohner vielleicht nicht mehr ganz so gemütliche Wohnung.
Sie mochte gern ein Bierchen. Sie verstand sich mit der Vorsitzenden der Frauenhilfe, mit Adele Bertram, gut. Zu gern ging die Schwester mit ihr einmal aus. Sie besuchten dann die Bahnhofsgaststätte in Hamm, weil sie hofften, dass sie dort keiner sehen würde. Adele bestellte dann zwei Pils. Alwine leerte ihr Glas mit Genuss. Dann tauschte sie die Gläser und trank auch noch Adeles Glas leer. Adele bezahlte. 
Dass sie selbst nicht bezahlte, lag nicht daran, dass sie knauserig war. Sie konnte sich einfach die Bierchen nicht leisten, wenn sie satt werden wollte. Die Schwestern bekamen damals für ihren Einsatz von der Gemeinde, für die sie arbeiteten, nur freie Unterkunft. Ein größerer Betrag wurde an das Mutterhaus in Witten bezahlt. Das Mutterhaus bezahlte ihr von diesem Geld ihre Kleidung und gab ihr einen recht schmalen Betrag für Verpflegung und Hygiene. Sie hatte allerdings auch die Zusicherung, dass sie im Alter versorgt sein würde.

Viele junge Frauen kamen vor 1919 in die Mutterhäuser, weil sie im Alter gut versorgt werden wollten und als Unverheiratete ein gewisses Ansehen in der Gesellschaft hatten. 
Die letzte Werrieser Schwester, Anna Wenzel, erzählte, dass ihnen damals der Vorsteher des Hauses gesagt habe, sie sollten sich glücklich preisen, dass man sie angenommen habe. Man habe viele abweisen müssen. Es fingen mit ihr gegen 50 junge Frauen an.


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