Werries im Wandel der Jahrhunderte. Band 1
Dass das so sehr anders wurde, hatte wohl zwei Gründe.
Nach 1919 wurde durch staatliches Gesetz der Achtstundentag und Bezahlung nach Tarif eingeführt. Krankenversicherung und Rentenkasse garantierten den Arbeitern und Angestellten eine Minimalversorgung bei Krankheit und im Alter. Der Anreiz, versorgt zu sein, entfiel. Dazu kam, dass die Mutterhäuser in ihrem Zusammenleben, bei ihrer hierarchischen Ordnung und bei ihren Kleidervorschriften im 19. Jahrhundert stehen blieben. So war der Beruf für junge Frauen immer weniger anziehend. Die Abgänge durch Krankheit und Alter wurden immer größer. Zugänge gab und gibt es nur sehr wenige.
Nach Schwester Alwine kamen die Schwestern Lisette Stiehl, Marie-Luise Piper und zuletzt Anna Wenzel. Die Diakonissen wohnten zunächst an der Klenzestr, bis das Haus für den neuen Pastor gebraucht wurde. Sie hatten dann ihre Station an der heutigen Lippestraße und später an der Marker Dorfstraße an der westlichen Einmündung des Feuerdomweges.

7.) Ende Januar 1920 gab die Kirchenvorstand der Mark bei einen der Sonntäglichen Gottesdienstes ließ man durch den Pfarrer Bekanntgaben, das der Vikar im Frühjahr auf die neue Pfarrstelle in Ostwennemar der Vikar als neuer Pfarrer Eingesetzt werde.
Aber erst dann, wenn die kleine Kirche Instand gesetzt würde. Dafür habe man von der Kirchenbehörde etwas Geld bekommen um wenigstens das Material zur Reparatur das Benötigt wurde, zu Bezahlen.

Die Gläubigen aus dem Ort Werries und der Siedlung Maximilian waren über diese Entscheidung nicht gerade Erfreut. Weiter hieß es im der Bekanntmachung, das man für die Stelle in Werries einen weiteren Vikar durch einer Zusage des Bistums Ruhr in Aussicht gestellt wurde, aber noch nicht genau Sagen konnte, wann dieser in der Mark eintreffen werde. Was die Stimmung zu dem Zeitpunkt nicht gerade verbesserte.

Dieses Vorhaben auch in Werries eine neue Evangelische Kirchengemeinde zu Gründen stieß auf der anderen Seite auf wenig Gegenliebe. 
Mit immer neuen Einwendungen hatte man Versucht das zu Verhindern. Ein Argument der Kirchenoberen war zu der Zeit, das Westlich der neuen Kolonne seit Jahrhunderten das Gebiet Katholisch sei, und daher wolle man auf diesen Gebiet keine weitere Kirche egal welcher Glaubensrichtung erlsubrn.

5.) Beim Neujahrskirchgang 1920 auf dem Wege von Mark nach Werries trafen sich Kolonieverwalter Posingis, Lehrer Wältgen und Obergütervorsteher Keßler, die im Laufe des Gesprächs auf die geistige u. kirchliche Not der Kolonie Werries zu sprechen kamen und den Willen bekundeten, Abhilfe zu schaffen. Bei den Gemeindegliedern Hoppe (Gemeinde Wachtmeister) u. Frau, Schmitz (Maschinist) u. Frau, Handelmann u. Frau, Sträter u. Frau, Frau Paulinus fand der Gedanke, die evangelischen Gemeindeglieder zu sammeln, freudigen Widerhall.“ Vertrauensleute machten Besuche und luden zur Gründungsversammlung der ,,Evangelischen Vereinigung" ein. 
Am 29.Februar 1920 fand diese Versammlung statt. Mehr als hundert der bei der Gründung eingetragenen 198 Mitglieder waren gekommen. Bei der ersten Generalversammlung im März 1920 gab man sich eine Satzung. Man wollte an jedem ersten Sonntag im Monat zusammenkommen. Man bestellte ,,Gemeindesekretäre", die Mitgliedern mit Rat und Tat zur Seite stehen sollten.

Ein Jünglingsverein (Jungen und junge Männer) wurde ins Leben gerufen. Er traf sich am 27.3.1920 zum ersten Male und kam dann regelmäßig in der Wirtschaft Holtmann zusammen. Diese Wirtschaft stand früher an der Langen Reihe gegenüber der Einmündung der Fritz Erler Straße. Emil Holtmann, der Wirt, und Fritz Stockhausen, der Apotheker, waren die ersten Vorsitzenden, bis sie dann durch eine Revolution der jüngeren Mitglieder aus ihrem Amt gedrängt wurden.


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