Werries im Wandel der Jahrhunderte. Band 1
In Werries war bis 1920 nur noch gelegentlich in der Evangelischen Schule Gottesdienst. Der Marker Pfarrer Paul Wittmann war überfordert. Er musste sich auch um die Ostwennemarer Kolonie und die Bauernschaften zwischen Ahse, Lippe und dem Dörfchen Haaren kümmern. Er konnte nur die notwendigsten Dienste tun. Wie ich schon berichtet habe, gab es auch große Berührungsängste zwischen dem konservativen, bürgerlichen Pfarrer und den damals zumeist ,,roten" Kolonisten.

7.) Im Jahr 1919 sollte der Druck auf die Kirche in der Mark noch stärker werden.
Durch das Vorhaben einen neuen Schacht auf dem Gelände der Zeche Maximilian Abzuteufen kamen neue Bergleute in den Ort, auch ehemalige Kumpel die durch das Absaufen der ersten Schächte Arbeitslos wurden und Abgewandert waren, kehrten in die Kolonie zurück. Darunter waren ein großer Teil der zumeist sehr großen Familien Evangelisch.
Auch Männer die im ersten Weltkrieg an der Front waren kehrten in den hier Lebenden Familien zurück.

Auch in der Kolonie Braam-Ostwennemar wurde der Wunsch nach einer eigenständigen Kirchengemeinde immer Lauter. Kam es dort wie auch in der Kolonne Maximilian zu einen verstärkten Zuzug von Evangelischen Familien.

Im Spätsommer des Jahres 1919 trafen sich die bis dahin noch Inoffiziellen Peripetien Vertreter zu gemeinsamen Gesprächen. Auf einer der Treffen beschloss man durch einen gemeinsamen Marsch in die Mark ihren Forderungen endlich Gehör zu schaffen. So Versammelten sich an diesen Sonntagmorgen Anfang November rund 400 Familien aus beiden Kolonien Westlich hinter dem Zechengeländes zum marsch im die Mark. Das Ziel war die dortige Kirche. Dort Angekommen endete der marsch damit, das man geschlossen in mitten der Andacht geschlossen Eimarschierte zum entsetzen des Pfarrers und den dort Anwesenden. Das war das erste mal, das die Kirche so voll war, das nicht alle die mitmarschiert waren Platz in der Kirche fanden. An eine normale Andacht war durch so viele Gläubige in der Kirche so nicht mehr möglich.
Der Pfarrer der Kirche frage nach dem Grund für so einen Aufmarsch.
Ein Sprecher der Gruppe trat einige Schritte vor. Für unseren Eimarsch bitten wir alle um Entschuldigung, aber nach wiederholtem Forderungen auf eine Selbständige Gemeinde in den Kolonien wurden bis dato kein Gehör geschenkt und man hat mich dazu bestimmt eine Liste mit Forderungen der Gläubigen ihm zu übergeben mit der Bitte diese an den Kirchenvorstand weiterzuleiten. Auch drohte man der Gemeinde Mark damit, sollten die Forderungen nicht akzeptiert werden, einen erneuten Marsch auf die Kirche und das wolle man so lange Fortsetzen, bis man Gehör finde bei den Herrn dort oben.
Der Pfarrer nahm die Forderungen entgegen und versprach den Anwesenden das Papier umgehend weiter zu leiten. Nun tat der Pfarrer etwas Ungewöhnliches. Er Schritt durch die Reihen der Gläubigen und ging in Richtung der Eingangstür. Dort angekommen stellte er sich in die Mitte der offenen Eingangstür. Nun hob er die Hände zum Segen. Alle drinnen wie auch außerhalb vor der Kirche senkten ihren Blick zum Gebet.

Mit lauter und fester Stimme Segnete er alle Wartenden. Danach ging er durch die vor der Kirche wartenden Menschen bis zum Eingang zur Kirchengeländes. Dort angekommen gab er allen die Hand und wünschte allen einen guten Heimweg. Dem Sprecher der Gruppe versicherte er nochmals sich um das Anliegen zu kümmern.

Das Problem war den Kirchenvorstand schon seit einigen Jahren bekannt, aber der erste Versuch eine neue Pfarrstelle in den Gemeinden Braamen nu Ostwennemar im Jahr 1917 zu Schaffen scheiterte daran, das der neue Vikar kurz vor der Einsetzung als Pfarrer zum Militärdienst Eingezogen wurde. Er kam an die Westfront um dort seinen Dienst als Seelsorger zu versehen. Wenige Monate später kam dieser im Kugelhagel Umselben.


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